Den höchsten Rang nehmen unbestritten zwei Männer ein, die lebenslang Mundart sprachen und hochdeutsch schrieben und vom Moment ihrer ersten Begegnung im Januar 1926 bis zu ihrem Tod jahrzehntelang vertraute Freunde blieben.

Beide fühlten sich im Hunsrück, in Land und Leuten verwurzelt, doch reichte ihr Horizont weit in die Welt hinaus.

Jakob Kneip  aus Morshausen 1881 – 1958

Jakob Kneip zu Besuch bei Albert Bauer in Raversbeuren. Quelle: Privatarchiv Berta Kirst

sollte Priester werden, verließ das Seminar nach nur 1 Semester, studierte in Bonn, Paris und London, arbeitete als Übersetzer, Gymnasiallehrer, ab 1929 als freier Schriftsteller

In der NS-Zeit zog er sich auf’s Land zurück und musste zusehen, wie er überlebte. Zu seinem 60. Geburtstag 1941 hatte Propandaminister Göbbels persönlich Anweisung an die Presse gegeben, von ihm keine Notiz zu nehmen.

Seinem Publikum stellte er sich vor:

Ich komm aus einem düstern Land

Hier hat er aus dem düstern Land ein herbes Land gemacht.

Er spürte den Gegensatz Dorf – Stadt. So wird das Dorf seiner Kindheit zum Rückzugsort, um wieder zu sich selbst zu finden

 Die fremden Städte
 Immer,
 Wenn mich rauschende Fülle
 Fremder Städte verwirrt,
 Seliges Heimatland,
 Findet mein Herz zu dir:
 All Deine Hügel
 Seh ich gehoben ins Licht;
 Auf deinen Rücken gelagert,
 Über die Wälder gedehnt
 Türmen die Wolken sich auf.
 Sie liegen und sonnen sich,
 Träumen ins ruhende Land
 Und regen sich nicht.
 Große Vögel
 Streichen vor ihnen her,
 Lassen im Winde sich tragen
 Und schweben,
 Himmlischen Lichtes voll,
 In die endlose Stille. 

Er spürt frühzeitig den Wandel und fragt besorgt:

 Steht denn mein Dörfchen noch am Hügel?
 Zieht noch der Wind mit hellem Flügel?
 Darüberhin im Sonnenschein?
 …
 Ich sah die fernen Bäche glänzen,
 ich seh den Mond am Hügel stehn;
 der Glanz der Nacht wogt ohne Grenzen,
 und meine sel’gen Ahnen gehen
 im Geisterlicht zu dieser Stunde
 und schreiten ab die große Runde. 

Zentrum eines Dorfes war das Backhaus, dem Jakob Kneip in einem epischen Gedicht ein Denkmal setzt. „So war es immer, so ist es noch heut“ wiederholt er beschwörend,

doch als er am Schluss sagt: „So soll es bleiben noch lange Zeit“ ist er sich wohl schon im klaren, dass die erhoffte Zukunft nur noch kurz währen würde.

Die Gesamtaufnahme ist im Internet auf der Seite des Museums abrufbar.

In Morshausen lädt im ehemaligen Backhaus das Jakob-Kneip-Musuem zum Besuch ein. Die Tonaufnahmen hat mir Museumsleiter Wilfried Krämer zur Verfügung gestellt.

Fazit: Heimat ist Leidenschaft, Romantik und Stille

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