Platt schreiwe – awer wie

Was hääßt zum Beispiel … ?
valia ? (aus eme Buchtitel)
En Beispiel aus de Palz: Dir zu, Wirt ferkelt sich.
Beispiele aus dem Hunsrück:
schdehd, wemma, kuafte, woarem
Die wenigen Beispiele genügen, um zu erkennen, dass es keine Rechtschreibregeln für die Mundart gibt und der Versuch, lautgetreu zu schreiben, an der zu geringen Anzahl der verfügbaren Zeichen scheitern muss.
Wer käme darauf, dass „valia“ in der hochdeutschen Fassung „verlerne“ heißen soll?
Das Beispiel aus der Pfalz ist die höfliche Aufforderung, die Tür geschlossen zu halten, damit die Wirtin sich nicht erkältet.
„schdehd“ darf man ruhig als „steht“ schreiben, und doch kann es beim Lesen mundartlich artikuliert werden.
„wemma“ kann doppeldeutig sein, sowohl „wenn man“ als auch „wenn wir“ heißen.
„kuafte“ ist nur aus dem Kontext als „durfte“ zu erschließen, ebenso „woarem“, das sowohl „warum“ als auch „war ihm“ bedeuten kann.

Mundart lehrt Geduld

Wir sehen, die Mundartautoren stellen die Leser vor große Herausforderungen, denn mangels allgemein gültiger Regeln schreibt jede(r) anders. Was auch schon bei Rottmann zu beobachten ist: Es findet sich das gleiche Wort zuweilen sogar im gleichen Text in verschiedenen Schreibweisen. Der Computer kann bei der Kontrolle helfen, doch ein perfektes Gegenmittel gibt es nicht.
Ein Trost mag sein: Mundart zu lesen erfordert Übung und Geduld. Mundart zu schreiben ebenso. Halten wir uns an das Sprichwort: Übung macht den Meister.

Lesehilfen

Eine gute Hilfe kann eine vergrößerte Schrift sein. Moderne Medien wie Tonaufnahmen oder Filme mit der Digitalkamera und CDs mit Sprachaufnahmen tun ebenfalls gute Dienste. Für mich selbst habe ich den Weg der Analogie zu den Duden-Regeln gefunden, um die Möglichkeit zu geben, die Texte beim Lesen in die eigene Ortsmundart zu übertragen. Trotzdem bekomme ich Rückmeldungen von Lesern, wie schwer das Lesen falle.

Die einfachste und dabei sehr wirksame Methode stammt aus dem Erstleseunterricht der Grundschule: Lautes Lesen

Schreiben mit Ton

Mundart war, ist und soll auch bleiben eine gesprochene Sprache. Mundartschrifttum kann das unterstützen, doch keinesfalls ersetzen. Nun können uns die modernen Medien helfen, die Mundart in ihrem originären Klang festzuhalten.
Wie schön wäre es, besäßen wir Tonaufnahmen von Rottmann …
Darum muss es heute heißen: Platt schreiwe? Jo, bestimmt. Awer dann aach mit dem Ton debei.
(Digitale Kameras haben auch die Video- und Audio-Funktion. Und die Enkel können damit umgehen …)